Three Peaks Bike Race

Ride, Eat, Sleep - Repeat.

Das Three Peaks Bike Race ist ein unsupported bike packing race über  ~2500km, ~35.000hm und 3 Checkpoints, die 3 Peaks, von Wien nach Barcelona.
Für die Routenplanung zwischen den Peaks ist jeder Fahrer selbst verantwortlich. In diesem Jahr sind die Checkpoints:

Peak 1      Mangart Saddle (Slowenien)

Peak 2      Große Scheidegg – Männlichen (Schweiz)

Peak 3      Col du Tourmalet (Frankreich)

 

Unser Mitarbeiter Florian Kathan aus Kempten hat seine (fast) 7 Sachen gepackt, sein Fahrrad generalüberholt und ist seit Samstag, 10. Juli 2021 unterwegs. Los ging es am Schloss Schönbrunn in Wien und jetzt heißt es für ihn „Ride, Eat, Sleep – Repeat“.

Verfolgt jetzt das ganze Abenteuer von Florian live auf Strava oder seinem Instagram-Kanal!
Mehr Infos zum Three Peaks Bike Race findet ihr hier!

Florians Reise-Tagebuch:

TAG 1:

Es ist soweit, der Start des Three Peaks Adventure Bike Race steht bevor. Nach einer wohl erst mal letzten langen, bequemen Nacht in einen richtigen Bett stehe ich nun hier in Wien. Die Sonne brennt runter und die Thermometer der Stadt zeigen deutlich über 30 Grad an.
12:30 Uhr, der Startschuss fällt. Obwohl alle Teilnehmer in kleinen Blöcken im 15 Minutentakt los geschickt werden, sind die ersten Kilometer durch Wien raus, ein reiner Kampf. Kurz fühle ich mich als wäre ich bei der Tour de France auf den letzten 5 Kilometern gelandet. Doch je weiter ich aus der Stadt radl, desto ruhiger wird es.
Kilometer für Kilometer geht vorbei… Ich bin in meiner eigenen kleinen Welt angekommen.
Die Strecke habe ich tagelang zuhause aufbereitet und fahre sie nun an Hand meines Garmin Computers ab. Nach ca. 150 km der erste Stop. -> An einer Tankstelle fülle ich meine Speicher wieder auf.
Nach ca. 220 km der zweite Stop. Mittlerweile ist es schon fast 21:00 Uhr geworden. An einem Brunnen, kann ich mich zumindest ein wenig frisch machen und mich für die Nacht präparieren. Das Licht am Fahrrad ist sowieso Pflicht und auch eine Warnweste ist vorgeschrieben. So hoffe ich, das ich nun noch ein paar Kilometer weiter komme.

Nach 360 Kilometern ist dann mein heutiges Etappenziel (Kranjska Gora) erreicht. Gegen 2:30 Uhr hole ich Schlafsack und Isomatte aus den Taschen und lege mich das erste mal zum schlafen hin.
Eine kurze Nacht, ca. 3 Stunden habe ich mir die Ruhe gegönnt um mich dann in den frühen Morgenstunden wieder auf mein Rad zu schwingen.
Ein guter erster Tag geht vorbei.

TAG 2:

Der erste von 3 Checkpoints ist schon in Sichtweite. Der Mangart Saddle in Slowenien. Laut der Zeitmessung oben an Pass, überquere ich diesen als 13. nach 20:55 Stunden.

Der erste Haken ist gemacht, doch es warten noch viele viele Kilometer auf mich. Runter geht’s es zum Lago del Predil wo ich mir eine kurze Pause gönne.

 

So langsam schlagen alle Fahrer und Fahrerinnen ihre eigene Route ein und es gibt verschiedene Wege zu Checkpoint 2 der in der Schweiz auf uns wartet.

Mein nächstes Ziel ist Cortina doch der Weg dahin ist lange, auch das Wetter spielt heute nicht ganz mit und so wechselt es ständig zwischen Regen und wieder ein paar Sonnenstrahlen.

In Cortina gibt es endlich etwas zu essen. Das gute ist man muss sich gar nicht mehr entscheiden ob man Pizza oder Nudeln nehmen möchte, man nimmt einfach beides! 😉

 

Cortina verlasse ich gegen 20 Uhr, wieder bereit für eine lange Nacht.

Zwei Pässe warten noch auf mich. Es ist dunkel, es ist kalt. Für die letzte Abfahrt ziehe ich noch einmal alles an was ich dabei habe.

Um 2:00 Uhr habe ich dann auch mein heutiges Ziel (Klausen) erreicht. Einen guten Schlafplatz gefunden und schließe nun nach 320 km und knapp 7000 Höhenmetern erschöpft die Augen.

TAG 3:

Es ist ca. 6 Uhr in der Früh, ich bin wieder wach, es ist Tag 3. Ob ein Schlafplatz gut war merkt man wohl erst am Morgen. Dieser war sogar mit Toilette. Ich fühle mich eigentlich ganz gut. Etwas kalt, etwas klamm aber gut.

 

Schnell werden Schlafsack, Isomatte und meine paar Klamotten zusammen gepackt und weiter geht es. Von Bozen nach Meran, dort ein Halt am Supermarkt um mir etwas zum Frühstücken zu besorgen, weiter nach Prad und über den Ofenpass. Die Sonne brennt herunter und es ist sehr heiß. Ich erreiche die Schweizergrenze und mache in Zernez eine Pause.

 

Weiter immer weiter geht es durch die wunderschöne aber auch windige Schweiz. Über den Albulapass hinunter nach Thusis. Mein Tagesziel ist eigentlich Andermatt. Doch Gewitter machen meinen Plänen einen Strich durch die Rechnung.

Nach knapp 290 km 4000 Höhenmetern ist dann für heute Schluss. Der Schlafplatz in Trun, leider „nur“ eine zugige Bahnhofsbank ist etwas karg aber es hilft ja nichts.

TAG 4:

Genauso habe ich mir das nicht vorgestellt… heute gefahrene Kilometer 54. Das ist wohl doch etwas ernüchtern.

Nach einer unruhigen Nacht auf meiner Bahnhofsbank in Trun, startete ich eigentlich voller Tatendrang in den neuen Tag. Jedoch hat das Wetter andere Pläne, es regnet, regnet und regnet…

 

Der Weg zum Oberalpass schon ein einziger Bach, so blieb mir oben angekommen nichts anders übrig also klatschnass und durch gefroren doch erst einmal ein heißes Getränke zu bestellen und mich zumindest etwas aufzuwärmen.

Zu allem Überfluss regnete es nun nicht mehr nur, nein es wurden eher kleine Schneeflocken.

Da saß ich nun, und jetzt?

 

Da die Wirtschaft um 14 Uhr schließt, blieb mir nichts anders übrig also doch alles wieder anzuziehen und mich auf eine gefährliche, nasse und kalte Abfahrt nach Andermatt und weiter Richtung Wassen zu machen.

Dort angekommen entschied ich mich widerwillig das einzig Vernünftige zu tun und buchte ein kleines Hotelzimmer.

 

Endlich eine heiße Dusche, Strom und ein paar Stunden Schlaf in einem richtigen Bett folgten daraus. 😉

Doch nun wurde es mir erst richtig bewusst, ich stecke hier fest. Meine Ursprünglich geplante Route ist aktuell unmöglich zu fahren. Ein Murenabgang am Furkapass lässt keinen hinauf oder hinunter und auch die schneebedeckte Fahrbahn am Sustenpass hat die Folge das dieser gesperrt worden war.

 

Wie es genau weiter geht, ich weiß es nicht. Es bleibt auf jeden Fall spannend und jeder Tag eine neue Herausforderung!

 

Wir halten Euch hier weiter auf dem Laufenden…

TAG 5

Mittwoch, 14.07.21

260km, 5600 hm

Die außerplanmäßige Nacht in einem hotel war zwar warm und bequem, trotzdem quälten mich meine Gedanken, wie es nun weiter gehen sollte. Zu hoffen, dass ich über den Sustenpass komme, oder sollte ich womöglich von der eigenen Route abweichen und einen Umweg von ca. 150 km in Kauf nehmen … ?!?

Der Tag startete zwar trocken, jedoch mit 7 Grad. Ich entschied mich für den Pass. Auf 2200 Meter traf ich dann die Schneepflugfahrer, die die Straße freimachten. Ich glaube ich muss nicht extra erwähnen, dass aus den 7 Grad noch einmal viel weniger geworden waren.

Unten wieder angekommen hieß es nun so schnell wie möglich auch den Checkpoint 2 in Angriff zu nehmen. Eine ordentliche Herausforderung. Dieser war der männlichen (2229 m), den ich eigentlich nur aus dem Winter kannte und das bei wirklich harten Bedingungen. Was ich aktuell noch nicht gewusst habe: Oben bleibt einem nichts anderes übrig, als sein Rad die steile Schotterpiste hoch zu schieben. Aber nach 94 Stunden und 38 Minuten Renndauer kann ich nun auch hier einen Haken dahinter machen.

Den gleichen Weg ging es wieder hinunter und weiter über Interlaken Richtung Genf, in der Hoffnung, dass der Regen bald aufhört. Es hörte nicht auf zu regnen und mir blieb nichts anderes übrig, als mir einen kostspieligen Saunabesuch zu gönnen. Wer jetzt meint ich würde komfortabel über die Alpen radeln, der irrt sich. Zehen und Finger waren blau, meine Klamotten komplett nass, zudem kamen Hunger und Müdigkeit dazu. In der Sauna zitterte ich mich wieder warm und die Mitmenschen um mich herum haben mich nur verwundert angeschaut … ich quälte mich von Kilometer zu Kilometer und fand gegen 23 Uhr noch ein kleines Bus Häuschen, in dem ich mich ausbreiten konnte. Dort roch es zwar nicht gut, aber ich rieche wohl auch nicht mehr wie ein Lavendelkissen 😉

TAG 6

Donnerstag, 15.07.21

424 km, 2500 hm

Eines meiner Lieblingsbücher ist „die Regeln“, Kodex für Radsportjünger. Dort steht unter Regel 9 geschrieben: „Wenn du bei schlechtem Wetter fährst, bist du ein harter Hund. Basta!“ Diese Regel sage ich mir nur zu gerne auf, wenn es mal wieder auf dem Weg zur Arbeit regnet. Aber nun den dritten Tag in Folge und ich sitze jedes Mal nicht nur den Arbeitsweg von 20 km auf dem Rad, sondern deutlich länger, lassen mich allmählich zweifeln, ob ich doch ein harter Hund sein möchte. Ich greife schon einmal vorne weg. Heute wurden es 300 km im Dauerregen. Aber nur von vorne.

Motiviert stellte ich mir den Wecker auf 3:00 Uhr. Als ich da aber aus dem Fenster des besagten Bushäuschens von gestern schaute, klatschte der Regen nur so dagegen. Also blieb ich noch ein bisschen liegen. Den nächsten Versuch startete ich um 6:30 Uhr. Eine wirklich sehr unangenehme Sache ist wohl seine Radklamotten, die immer noch genauso nass sind, wie als man sie ausgezogen hat, wieder anzuziehen. Empfehlenswert gleich null.

Mein erstes Ziel Genf, raus aus der verregneten Schweiz. Doch es regnete und regnete und regnete, es wurde zwar wärmer aber es regnete. trotzdem lief es ganz gut und die Kilometer fielen so dahin.

Wie oben erwähnt, regnete es ganze 300 km lang durch. Gegen 22:30 Uhr machte ich nochmal eine Pause in Montelimar, stärkte mich und schob direkt noch ein paar Stunden hinten dran. Nach 430 km, so weit bin ich am Stück noch nie gefahren, kroch ich dann in meinen Schlafsack. Auf dem Balkon des Rathauses in La Calmette.

TAG 7

Freitag, 16.07.21

290 km, 2100 hm

Gerade rechtzeitig, bevor die ersten Beamten wieder ins Rathaus zum Arbeiten kamen, packte ich schnell meine Sachen ein und fuhr weiter. Richtung Montpellier, dann an der Küste entlang … bis dahin lief es gut. Der Wind schiebt einen Richtung Meer. Nur blöd das hier nicht Endstation ist. Check Point 3 wartet nämlich in den Pyrenäen auf mich. Und jetzt erwischt einen der Wind schön von vorne …

Es geht wieder ins Landesinnere, Richtung Toulouse. Habe mich die letzten Tage nach Wärme und Sonne gesehnt, so knallt es nun extrem herab. Der Wind und die Hitze fordern mich erneut heraus und bringen mich an meine Grenzen. Wo die Tage Wasser im Überschuss war, suche ich hier erst einmal um meine Flaschen auffüllen und um mich erfrischen zu können.

Es ist Endspurt, doch die letzten 6 Tage fordern ihren Tribut und so ist heute nach 290 km Schluss. Das Vordach einer Kirche bietet mir einen Schlafplatz. Und ich falle gegen 0:30 Uhr in einen himmlischen Schlaf.

TAG 8

Samstag, 17.07.21

320 km, 5100 hm

Der Wecker klingelt viel zu früh, doch ist heute ein entscheidender Tag. Unbedingt möchte ich heute über den CP 3 kommen, um mir die Chance zu wahren, am Sonntag in Barcelona anzukommen. Noch nicht ganz wach findet mich die Motivation schnell. Den ersten Zwischensprint gegen 5 Hunde entschied ich zum Glück für mich.

Der Weg führt mich durch dünn besiedeltes, aber wunderschönes Land. Vorbei an vielen Sonnenblumenfeldern. Es ist zwar super heiß, doch der erbarmungslose Gegenwind lässt spürbar nach.

Wieder muss ich feststellen, dass ich eine exklusive Routenwahl getroffen habe. Später werde ich sie „Bad-Boy-Line“ nennen 😉 Denn statt dem Umweg über Lourdes, nehme ich ein paar Höhenmeter mehr in Kauf und die direkte Linie.

Die perfekte Motivation für den nun kommenden Anstieg auf dem Toumalet fand ich in einer kleinen Bar, nein es war eher eine Kathedrale in der sämtliche Heiligtümer aus vielen Jahren der Tour de France hingen.

Nach 19 km Anstieg erreichte ich als 10. nach 171 Stunden und 38 Minuten nun den CP 3. Der Tourmalet, ein Monument des Radsports. Und das war überall ersichtlich. Die Straßen nach unten waren übersäht von Bemalungen und Anfeuerungssprüchen für die Starts der Tour de France.

Gegen 18 Uhr erreichte ich das Ende des Parcours, der ein Pflichtteil des CP 3 ist. In Arreau stärkte ich mich nochmals für den Abend, um nun noch die 80 km über die Grenze nach Spanien zu fahren.

Gegen 23:30 Uhr und 320 km ist der Tag geschafft. Ein hoffentlich letztes Mal werden Schlafsack und Isomatte ausgepackt. Lichter und Garmin angesteckt und ich versuche die Augen zu schließen.

TAG 9

Sonntag, 18.07.21

355 km, 5000 hm

Ein letztes Mal … heute Abend bin ich hoffentlich in Barcelona. Bis dorthin liegen aber noch viele Kilometer vor mir.

Wie üblich beginne ich den Tag mit einem Blick auf den Dotwatcher. Heute Nacht hat mich doch tatsächlich noch einer überholt. Hektisch packe ich meine Sachen zusammen. Doch ich merke die vielen Tage auf meinem Rad. Meine Hände fühlen sich taub an und ich tue mir schwer mit der Motorik.

Los geht es direkt mit einem 1000 Höhenmeter Anstieg. Nach 55 km gibt es dann Frühstück und ein neues USB Kabel für meinen Garmin an einer Tankstelle. Weiter geht es, doch mit jedem zurückgelegten Kilometer steigt auch die Temperatur. Später kommt zu den hohen Temperaturen auch noch mein alter Freund der Gegenwind dazu. So kommt es, dass ich ca. 120 Kilometer vor Barcelona zum ersten Mal so richtig leer bin. Seit dem Frühstück hatte ich nichts mehr gegessen.

Ich plündere eine letzte Tankstelle und hoffe wieder zu Kräften zu kommen. Einen Top Ten Platz hatte ich zu diesem Zeitpunkt aufgegeben. Dabei ging es mir nie darum eine bestimmte Platzierung zu erreichen, sondern um den Traum, einige der schönsten Landstriche Europas mit dem Rad zu befahren. Zum ersten Mal bin ich unzufrieden und zweifle, wie ich es noch nach Barcelona schaffen sollte. Nach einem kurzen Telefonat mit meiner Familie und deren aufbauenden Worten steht für mich fest: Ich bringe das anständig zu Ende.

So geht es weiter und ich erreiche bald den Finisher Parcour, ca. 90 km vor Barcelona. Auch der vor mir platzierte Fahrer schein langsamer zu werden, was in mir noch mal den sportlichen Ehrgeiz weckt. Ich mobilisiere meine letzten Kräfte und kann mit viel Druck auf dem Pedale die letzten, insgesamt 1700 Höhenmeter bewältigen. Dabei mache ich noch einmal Zeit gut und habe richtig Spaß am Radfahren

Nach 202 Stunden erreiche ich um 22:30 Uhr den Arc de Triumph in Barcelona. Nur 13 Minuten trennen mich von Platz 10. Doch ich habe erschöpft, aber überglücklich mein Ziel erreicht. Und freue mich wohl am meisten auf eine Dusche 🙂

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