Dirndltal Extrem Ultralauf 2015

Dirndltal Extrem Ultralauf 2015

Interview mit Laufexpertin Eva Hofmann

Der Dirndltal Extrem Ultralauf ist einer der härtesten Ultraläufe in Mitteleuropa. Die Strecke führt auf 111 Kilometern und 5.000 Höhenmetern durch das Pielachtal in Niederösterreich. Unsere Laufexpertin Eva Hofmann (Reischmann Sporthause Ravensburg) hat am diesjährigen Dirndltal Extrem Ultralauf teilgenommen und schildert uns ihre Erfahrungen.
Unsere Laufexpertin Eva Hofmann

Ein Ultralauf gehört zur Königsdisziplin des Ausdauersports. Wie geht man einen solchen Lauf an?

Nachdem bereits der Anreisetag aufgrund des Ferienverkehrs und der großen Hitze zu einem echten Kraftakt mutierte, ging es für mich am Samstag um 6:00 Uhr in der Früh auf die Strecke. Zu Beginn lautete die Devise „Energie sparen und nicht das ganze Pulver verschießen“. Die ersten Kilometer über asphaltierte Straßen dienen dazu in den richtigen Tritt zu kommen. Danach vergeht die Zeit wie im Flug. Man läuft bergauf und bergab, über Straßen und verschlungene Trails.

 

Ist man bei einem solchen Lauf als Einzelkämpfer unterwegs oder herrscht unter den Teilnehmern der Teamgedanke vor?

Die Teilnehmer an solchen Extremläufen halten wirklich zusammen. Man traf Mitstreiter denen dieses Hitzerennen überhaupt keine Anstrengung zu bereiten schien und Mitläufer, die sich am Straßenrand übergeben haben. Man hilft sich mit Übelkeitstabletten, Blasenpflaster und Salztabletten. Es wird sichergestellt, dass diese Läufer nicht alleine weiterlaufen müssen und dann geht es weiter. Plötzlich braucht man aber auch selbst Hilfe, wenn in der Mittagshitze das Wasser ausgeht und die Zunge am Gaumen klebt.

Energie auftanken!

Wie hast Du die glühende Hitze empfunden? Welche körperlichen Erfahrungen macht man während eines solchen Ultramarathons?

In der sengenden Mittagshitze ging es durch viele kleine Ortschaften und der Magen machte komplett zu. Iso mit Salz war das einzige, was noch runter ging. Bei Kilometer 80 tat jeder Schritt im Magen weh und ich beschloss ein Stück einer lange Landstraße bergauf zu gehen und bergab wieder zu Laufen.

Irgendwann weicht die Hitze und langsam kommt die Nacht. Die Stirnlampe wird aufgesetzt und man ist völlig allein. Das Läuferfeld hat sich längst verteilt und außer einer kleinen Gruppe aus Chemnitz, die mich zu später Stunde überholt hat, war keine Menschenseele mehr unterwegs.

 

Die größte Grenzerfahrung hast du aber mit einer Herde Kühe gemacht oder?

Mein Weg führte über eine Kuhweide, die Kühe starrten mit ihren leuchtend roten Augen in meine Stirnlampe und kamen immer schneller auf mich zu. Ich erhöht das Tempo, bekam aber vor lauter Aufregung das Gatter der Kuhweide nicht auf und „rette“ mich mit einem herzhaften Sprung über den Weidezaun.

 

Und es war immer noch kein Ende in Sicht?

Nach meinem Erlebnis auf der Kuhweide ging es weiter in die Dunkelheit. Irgendwann möchte man nicht mehr kämpfen, sondern nur noch ankommen. Zu allem Überfluss hätte ich mich auch fast noch verirrt. Die letzten sechs Kilometer lief ich dann allein auf einem nicht enden wollenden Weg an einer Bahnlinie entlang. Langsam setzten erste Halluzinationen ein.

 

Doch dann war es geschafft!

Um 1:00 Uhr in der Nacht kam ich am Sonntag nach 18,5 h Stunden – ohne Pause – ins Ziel. Nur fünf Minuten hinter der Drittplatzierten. Und trotz aller Strapazen und Anstrengungen möchte ich keinen einzigen Schritt und keine Erfahrungen missen.

Daumen hoch!